Diagnostik
Zuerst stellen wir in unserer Praxis fest, was Sie selber schon alles tun, um der Parodontitis vorzubeugen. Wir schauen uns Ihren Zahnfleischzustand und die Stellung der Zähne genau an und testen, wie locker sie sind. Wir stellen fest, wie groß die Plaquebesiedelung ist und wie stark die Blutungen sind.
Mit Hilfe einer Messsonde wird die entstandene Zahnfleischtasche auf Tiefe und Entzündungsgrad hin untersucht. In der Regel rundet ein Röntgenbild die Diagnose des Zustands Ihres Kieferknochens ab.
Schmerzfreie und schonende Behandlung mit Ultraschall, Air-Flow und Küretten.
Zahnfleischtaschen sind im ganz gesunden Zustand 1-2 mm tief tastbar und es blutet nicht aus ihnen heraus. Bei Taschentiefen bis 3,5 mm und leichten Blutungen genügt es in der Regel, die für die Entzündung verantwortlichen Beläge mittels Ultraschall, Salz-/Wasserstrahler (Air-Flow) und Polierpaste zu entfernen. Diese Reinigung ist schmerzfrei und muss nicht mit Betäubung erfolgen.
Sind die Taschen tiefer, erfolgt die Reinigung in einer ersten Sitzung erst oberflächlich wie bei den nicht so tiefen Taschen und ohne Betäubung. In einem zweiten Schritt werden die tieferen Bereiche mittels Ultraschall und Küretten (kleine, der Zahnform angepasst gebogene Instrumente, mit denen man an der Wurzeloberfläche entlangfährt und nur die Beläge davon wegkratzt) gereinigt. Hierfür ist eine örtliche Anästhesie notwendig, so daß auch diese Behandlung schmerzfrei ist. In der Regel erfolgt diese tiefe Reinigung an zwei aufeinander folgenden Tagen: einmal rechts oben und unten und dann links oben und unten. So bleibt jeweils eine Seite ohne Betäubung und „funktionstüchtig“.
Ziel der Behandlung ist es, dass die Beläge als Auslöser der Entzündung verschwinden und sich das dann reizlose Zahnfleisch wieder eng um den Zahnhals legen kann und so die Tiefe der Zahnfleischtaschen reduziert wird.
Manchmal sind die Zahnfleischtaschen allerdings so tief, daß sie auch mit den Küretten nicht bis an den tiefsten Punkt hin erreichbar sind. Dann müssen kleine Schnitte am Zahnfleisch gemacht werden, um einen perfekten Zugang in die Tiefe zu ermöglichen.
Wichtig für Sie: Es wird kein Zahnfleisch weggeschnitten! Oberstes Ziel ist es, alles an Zahnfleisch zu erhalten. Die kleinen Schnitte werden vernäht und nach einer Woche werden die Fäden wieder entfernt.
Aufbau des stark angegriffenen Knochens und Regeneration des Gewebes
Ist der Knochen zu stark abgebaut und das Gewebe zu sehr entzündet, wird anhand von Knochenaufbaumaterial oder eines Schmelzmatrixproteins (Emdogain) versucht, den natürlichen Halt des Zahnes wieder zu gewährleisten.
Emdogain
EmdogainGel ist ein Produkt, das auf biologische Weise den aufgrund einer Parodontitis verlorengegangenen Zahnhalteapparat wiederherstellt. Der Hauptbestandteil von Emdogain ist Amelogenin. Dieses Protein hat eine wichtige Funktion bei der Entstehung der Zähne und ihrer Stützgewebe; es wird aber nur während der Zeit produziert, während der unsere Zähne entwickelt werden.
Ein natürlicher Zahnhalteapparat besteht aus Wurzelzement, winzigen Faserbündeln, die im Wurzelzement auf der einen und im Kieferknochen auf der anderen Seite inserieren, und schließlich dem Kieferknochen. Das ermöglicht es, Ihre eigenen Zähne zu behalten. Durch die Applikation von EmdogainGel auf die Wurzeloberfläche machen Sie Ihren Körper glauben, er bilde einen natürlichen Zahnhalteapparat. Der Prozess der Bildung eines natürlichen Zahnhalteapparats und Kieferknochens beginnt erneut, auf die gleiche Art wie als Ihr Zahn ursprünglich entwickelt wurde.
Emdogain kann auch mit guten Ergebnissen in der Rezessionsdeckung eingesetzt werden.
Bindegewebstransplantat (Zahnfleischtransplantat)
Es kommt häufig vor, dass sich an einigen Stellen das Zahnfleisch zurückbildet und die Wurzeln somit freiliegen. Das führt zu Karies an der Oberfläche der Zahnwurzel, zu einer übersensiblen Empfindlichkeit von „kalt oder warm“ und nicht zuletzt zu ästhetischen Problemen.
In solchen Fällen führen wir eine kleine Operation durch, eine sogenannte Rezessionsdeckung, bei der wir dem Gaumen ein Stück Bindegewebe entnehmen. Anschließend wird dies als schützende Komponente über die freiliegende Wurzel des Zahns gelegt und bildet hier wieder normales Zahnfleisch.
Antibiotikum und antibakterielle Gels
In bestimmten Fällen empfehlen wir den Einsatz von Antibiotikum. Hilfreich hierbei ist auch die mikrobiologische Diagnostik (Bakterienbestimmung). Unterscheiden muss man hierbei zwischen Lokalantibiotikum, welches nur am Ort der Entzündung appliziert wird und die systemischen Antibiotika, welche im ganzen Körper wirken.
Lokalantibiotika werden mit einer stumpfen Kanüle in Gelform in die zuvor gründlich gereinigten Taschen eingebracht. Sie härten dort aus, geben ca. 14 Tage lang die keimtötende Substanz ab, um dann langsam kontrolliert resorbiert zu werden.
Systemische Antibiotika-Therapie wird bei schweren Fällen und bei Vorkommen bestimmter Bakterien eingesetzt.
Eine Parotontisbehandlung wird außerdem durch antibakteriell wirkende Mundspüllösungen oder Gels perfekt begleitet.
Wichtig ist nach einer erfolgten Parodontitisbehandlung alle vier, später alle sechs Monate zur Professionellen Zahnreinigung zu kommen, um dem Beginn einer erneuten Parodontitis (nämlich die oberflächlich in den Zahnfleischtaschen sitzenden Beläge) entgegen zu wirken.